Wie Sie durch Ihre Fotos auf der Website mehr passende Kunden anziehen

Interview mit Fotografin Birgit Seidel

Welche Fotos brauche ich auf meiner Website? Wie sollte ich mich kleiden, wenn ich in Kundenterminen nicht mit Sakko oder Blazer erscheine? Welche häufigen Fehler sollte ich vermeiden? Geht es nicht vielleicht auch ganz ohne Bilder von mir? Diese Fragen beantwortete mir Fotografin Birgit Seidel im Interview. (… und was es mit Tiroler-Hüten, Disney-T-Shirts und auftoupierten Locken auf sich hat beim Thema Fotos …)

„Maria, was für Fotos passen denn zu den Texten?“ Diese Frage stellen mir fast alle meiner Kunden während der Zusammenarbeit. Und darum habe ich mir für diese Frage eine Expertin geschnappt und zwar Birgit Seidel.

Birgit Seidel ist seit 2007 selbstständige Fotografin mit der Spezialisierung Personal- und Employer-Branding. Sie hilft Unternehmen und Solo-Selbstständigen mit strategischer Unternehmensfotografie dabei, ihre Wunschkunden und Fachkräfte zu gewinnen, die wirklich zu ihnen passen.

Das gesamte Interview finden Sie unter dem Video zum Nachlesen. (Mein Tipp: Schauen Sie rein: Birgit und ich hatten viel Spaß beim Gespräch :-))

Das Interview zum Anschauen (23 Minuten)

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Das Interview zum Nachlesen

Herzlich willkommen Birgit. Ich freu mich, dass du dir Zeit für unser Interview genommen hast. Ich starte direkt mit der ersten Frage, die meine Kunden brennend interessiert: Welche Fotos passen zu den Texten? Was für Fotos brauche ich auf meiner Website als Selbstständiger?

Was ich als Solo-Selbstständiger auf jeden Fall benötige, ist ein Bild im Kopfbereich meiner Startseite. Denn dieses sogenannte Headerbild ist das „Willkommen“ jeder Internetseite. Mein Wunschkunde bekommt mit diesem Bild einen ersten Eindruck von mir.

Es ist also wichtig, dass ich als Solo-Selbstständiger selbst im Headerbild zu sehen bin. Dabei sollte ich mir zur Orientierung folgende Fragen stellen: Wer sind denn meine Wunschkunden? Wen möchte ich genau ansprechen?“

Wenn ich in meinem Business mit Banken zu tun habe, dann geh ich sicherlich mit Sakko und Hemd/Bluse zum Kundengespräch. Und dementsprechend sollte ich mich da auch im Header präsentieren.

Ein weiteres wichtiges Bild ist auf der Über-mich-Seite zu finden. Die Über-mich-Seite ist generell sehr wichtig – was den Text anbelangt, aber natürlich auch was das Bild angeht.

Denn bei diesem Bild darf es „menscheln“. Hier darf ich mich und meine Persönlichkeit zeigen. Da gerade bei Solo-Selbstständigen viele die gleiche Dienstleistung anbieten, zählt hier vor allem persönliche Eindruck.

Wie zeige ich mich auf meiner Über-mich-Seite? Wie ist meine Präsenz auf meinen Social-Media-Kanälen?

Menschen kaufen bei Menschen. Wenn ich mich nicht zeigen möchte und lieber inkognito bleiben will, verschenke ich mir viele Möglichkeiten. Ich selbst habe immer gerne ein Bild von jemanden vor Augen, wenn ich mit ihnen am Telefon spreche.

Fotos können sofort zeigen, ob mir jemand sympathisch ist oder eben nicht.

Und Sympathie schafft Vertrauen und Vertrauen ist die Basis jeder Kaufentscheidung. Wir arbeiten nicht mit Unternehmen zusammen, sondern immer mit Menschen. Ich werde nicht alle Menschen anziehen und das ist auch gut so. Genauso verhält sich das mit dem Text auf der Über-mich-Seite. Aber wie schaffe ich es, mit Fotos die Menschen anzuziehen, mit denen ich gerne arbeiten möchte?

Der Über-mich-Text und die passenden Bilder dazu ergeben ein facettenreiches Gesamtbild. Mit diesem Gesamtbild gebe ich ein Statement ab. Je genauer mein Statement ist, desto gezielter ziehe ich die Leute an, die für mich interessant sind und die ich anziehen möchte.

Wenn ich beispielsweise meine Arbeitsabläufe mit Fotos festhalte und diese präsentiere, dann schafft das Vertrauen bei meinem Wunschkunden.

Gleichzeitig zeige ich auch durch die Bilder etwas über mein Preissegment. Wenn ich mir beispielsweise eine prunkvolle Internetseite von Rechtsanwälten ansehe, dann erwarte ich keine Fahndungsfotos der einzelnen Juristen, vor einer Raufasertapete mit riesigem Schlagschatten und in schlechter Auflösung.

Denn das vermittelt schnell den Eindruck von einer gleichgültigen Einstellung und das sagt natürlich auch etwas über das Preissegment aus.

Wahnsinn, wie wichtig doch Fotos sind. Es gibt diesen Satz von Paul Watzlawick: „Man kann nicht nicht kommunizieren.“ Selbst Fotos können viel sagen, ohne dass ich das vielleicht ausdrücken will. Gibt es denn Do’s und Don’ts in den Fotos?

Generell sollte man immer sehen: In was für einer Branche bewegt man sich?

Rechtsanwälte sollten anständig angezogen sein und kein T-Shirt mit Aufdruck tragen. Ich sollte mich immer passend zu der Branche und passend zu meinem Wunschkunden bekleiden und zeigen.

Am besten gleicht man ab: Wie würde ich zu einem Kundentermin erscheinen und wie zeige ich mich auf meinen Bildern? Wenn ich der legere Typ bin und nie Blazer trage, dann muss ich das auch nicht auf einem Bild. Denn damit gebe ich eine ganz andere Erwartung raus. Dabei ist der Wiedererkennungswert wichtig.

Bitte auch keine Locken vor dem Fototermin machen lassen, wenn du sonst den ganzen Tag glatte Haare trägst. Auf keinen Fall vor dem Fotoshooting zum Friseur gehen. Hier gilt folgendes Credo: Was ich nicht selbst hinbekomme, sollte ich mir auch nicht vom Friseur zum Fototermin legen lassen.

Ein weiteres Don’t wäre das Make Up. Wenn ich im wahren Leben ohne Schminke zu Kundenterminen erscheine, dann brauche ich auch keine zum Fotoshooting. Das würde nur zu Verwirrungen führen bei deinem Gegenüber. Schminke dich so, wie du es normalerweise tust.

Manches Licht schluckt zwar die Farbe, aber dann kann man durchaus etwas mehr Rouge tragen, als man es normalerweise tun würde. Alles andere, was normalerweise nicht hingehört, darf selbstverständlich abgedeckt werden – wie beispielsweise Pickel. Aber bitte nicht schminken, als würdest du zu einer Abendveranstaltung gehen.

Gerade wenn man kreativ oder beratend tätig ist, will man professionell rüberkommen, aber möchte sich nicht verkleiden. Ich selbst komme mit Blazer zum Training bei Firmenkunden, aber unter dem Blazer bin ich eher leger gekleidet. Ich trage auch gern mein Disney-T-Shirt. Sowas wäre dann also für die Über-mich-Seite, richtig?

 Richtig. Aber wenn ich kommentarlos ein Bild von mir mit einem Tirolerhut veröffentliche, versteht niemand was ich damit sagen möchte. Es sei denn, ich nehme in meinem Über-mich-Text Bezug darauf.

Allerdings sollte so ein Bild eher als ergänzendes Bild zu sehen sein. Gerne erst ein schönes Bild von dir mit Blazer und darunter leger. Und wenn du im Text die persönlichen Dinge aufgreifst, dann kann das Bild mit dem Tirolerhut verwendet werden.

Frei nach dem Motto: Keine Abbildung ohne Erklärung im Text, denn verwirrte Kunden kaufen nicht.

Du hattest vorhin erwähnt, dass manches Licht die Farbe schluckt. Das sind sicherlich die Blitze im Studio. In der Mittagssonne ist auch nicht das beste Licht, weil man einen Schlagschatten im Gesicht hat. Hinzu kommt, dass nicht jeder die Räumlichkeiten hat, sich ablichten zu lassen. Hast du da ein paar Tipps, wie und wo man sich ablichten lassen kann?

Generell, auch wenn man ein Büro hat, ist man natürlich nicht gezwungen, sich in diesem Büro ablichten zu lassen. Vielleicht passt ein anderer Hintergrund viel besser zu meiner Branche? Wenn ich mir eine alternative Location um die Ecke suche, sollte sie immer zu meiner Branche passen.

Es kommt nicht auf das Märchenschloss im Hintergrund an, sondern der Hintergrund ist nur ein nettes Beiwerk. Nehmen wir als Hintergrund das Kirschblütenpanorama in Bonn. Wenn du dich auf die Straße stellst, hast du eine wunderschöne Flucht und kannst mit der Unschärfe im Vorder- und Hintergrund spielen. Ein unscharfer Kirschblütenzweig im Vordergrund, die Person steht im Mittelgrund und im Hintergrund hast du die unscharfen Kirschblütenbäume in der Perspektive verschwindend.

Bei der Locationsuche ist es also wichtig, dass du Raum hinter dir hast, damit mehr Tiefe im Bild entstehen kann.

Oder wenn du Architektur im Hintergrund haben möchtest, dann stell dich nicht platt unmittelbar vor das Gebäude. Stell dich fünf Meter weiter davor, damit man die Chance auf einen unscharfen Hintergrund hat. Mit dieser Unschärfe bleibt der Hintergrund nur ein nettes Beiwerk und lenkt nicht von dir ab.

Eine letzte Frage von mir. Bietest du Unterstützung an, für Kunden die nicht in Nordrhein-Westfalen wohnen, aber von dir ihre Businessfotos machen lassen möchten?

 Ja, es gibt 3 Möglichkeiten mit mir auch außerhalb von NRW zu arbeiten.

  1. Der Motiv-Check: Ich schaue mir die Internetseite bzw. auch die vorhandenen Bilder an. Sind die für mich an den richtigen Stellen angebracht? Kann man vielleicht irgendwas austauschen, damit es einfach besser wirkt? Welche Bilder fehlen oder würde ich ergänzen?
  2. Eine weitere Möglichkeit ist die Bearbeitung: Ich gebe Anleitung wie du selbst deine Bilder verändern kannst, um einen bestimmten Stil reinzubringen. Kostenlose Bildbearbeitungsprogramme gibt es ja genug auf dem Markt.
  3. Oder du lässt dir ein Bildkonzept von mir schreiben. Ich schau mir via Zoom das gesamte Unternehmen an und mache mir einen Eindruck. Daraus entwickle ich ein Konzept für eine Bilderserie mit meiner Bildsprache. Dieses Konzept kannst du dann von einem Fotografen in deiner Nähe umsetzen lassen.

Oder du lässt mich einfach einfliegen, wo auch immer ich hinkommen soll 🙂

Birgit, ich danke dir sehr für dieses Interview. Ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg für deine Arbeit!

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